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Verständlicher schreiben/präsentieren! Pyramidenmodell nach Minto

Wenn dein Publikum deinen Text oder deine Präsentation nicht versteht, kannst du nichts bewirken. Eine gute Struktur des Textes oder der Präsentation ist für ein gutes Verständnis elementar. Aber was genau ist denn eine gute und verständliche Struktur? Das Pyramidenmodell nach Minto Barbara gibt dir auf genau diese Frage eine klare Antwort.

Klassischer Aufbau von Texten. Die umgekehrte Pyramide

Präsentationen, Fachtexte, wissenschaftliche Arbeiten und auch viele andere Texte sind so aufgebaut, dass zuerst viele Detail- und Hintergrundinformationen genannt werden, bevor gegen Ende der Arbeit endlich die Kernaussage oder die wichtigsten Erkenntnisse präsentiert werden.

Dieses Vorgehen mag in einzelnen Situationen tatsächlich sinnvoll sein. Beispielsweise dann, wenn das Zielpublikum bereits über ein grosses Vorwissen über das Thema verfügt. Wenn in einem Text die Kernaussage erst gegen Ende genannt wird, so kann man sich das wie eine umgekehrte Pyramide oder einen Trichter vorstellen. Viele Details werden in den Trichter geworfen und am Ende kommt dann die komprimierte Kernaussage heraus.

Das Pyramidenmodell nach Minto

Effizienter, verständlicher und lernpsychologisch wirksamer ist es allerdings, wenn wir umgekehrt vorgehen. Wir beginnen den Text mit der Kernaussage und liefern anschliessend die dazugehörenden Details.

Diese Gliederung entspricht der Funktionsweise unseres Gehirns. Wir wollen Informationen in Verbindung mit anderen Sachverhalten bringen. Indem wir die Kernaussage zu Beginn mitteilen, geben wir den Lesern oder Zuhörern einen Anker, an dem sie sich festhalten können. Die darauf folgenden “Detailinformationen” können anschliessend einfacher mit der Kernaussage in Verbindung gebracht und so besser eingeordnet werden. Für das Gehirn bedeutet das deutlich weniger Arbeit.

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Die Pyramidenstuktur an einem Beispiel

Der oder die Vortragende sagt zu Beginn der Präsentation:

«Wir haben herausgefunden, dass jede charismatische Person ein Mindestmass an Empathie hat.»

Ich als Zuhörer frage mich nun:

«Interessant, aber wie ist man darauf gekommen? Und ist Empathie wirklich der einzige gemeinsame Nenner unter charismatischen Personen? Gibt es nicht noch andere gemeinsame Merkmale? Das kann doch nicht sein.»

Indem mir die “Haupterkenntnis” zu Beginn gesagt wurde, wurde mein Interesse geweckt, mein Vorwissen aktiviert und mir wurde ein klarer roter Faden gegeben, dem ich während der Präsentation folgen kann.

Beim umgekehrten Vorgehen ist die Gehirnleistung deutlich höher. Ich erhalte viele Informationen, die ich nicht einordnen kann, die ich mir aber trotzdem merken sollte. Am Schluss, wenn ich endlich erfahren habe, worauf der Sprecher oder der Text hinaus wollte, muss ich nun die mir vorher mühsamen gemerkten Informationen nach ihrer Relevanz analysieren und sie mit der Kernaussage in Verbindung bringen.

Auch bei einer Argumentation ist dieses Vorgehen sinnvoll. Da die Kernbotschaft der Argumentation bereits bekannt ist, kann das Publikum der Argumentation problemlos folgen.

Journalistische Texte sind genau nach dieser Methode aufgebaut. Bei einem Artikel weisst du nach dem Titel und dem Lead bereits, um was es geht. Die Detailinformationen erhälst du dann, wenn du den Artikel bis zu Ende liest.

Wo ist diese Methode sinnvoll?

Ich empfehle, diese das Pyramidenmodell nach Minto bei E-Mails, Präsentationen oder argumentativen Texten zu nutzen. Insbesondere bei E-Mails fällt mir immer wieder auf, wie ineffizient und unverständlich diese geschrieben werden. Auch bei 95% der Präsentationen fällt mir auf, dass die wichtigsten Erkenntnisse immer am Schluss (oft auf der Folie Schlussfolgerung) genannt werden. Ich glaube, dass dies so gemacht wird, um Spannung aufzubauen. Ein andere Grund ist wohl, dass man glaubt, das Wichtigste am Schluss nennen zu müssen, weil der letzte Eindruck ja ein bleibender ist. Aber warum nicht zu Beginn die Haupterkennntisse nennen und sie am Schluss nochmals wiederholen?

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Zudem sind heutzutage fast alle Präsentation gleich aufgebaut. Begrüssung, Inhaltsverzeichnis vorstellen, Resultate/Argumente, Schlussfolgerung, Danke-für-die-Aufmerksamkeit-Folie, Fragen-Folie. Indem man die Kernaussagen zu Beginn nennt, bricht man dieses traditionelle Schema und kann dadurch mit einer höheren Aufmerksamkeit rechnen, da man nicht der Norm entspricht.

Fazit:

Das Pyramidenmodell nach Minto revolutioniert die Art und Weise, wie wir Informationen präsentieren und verarbeiten. Dieser Ansatz, der sich am natürlichen Funktionsmuster unseres Gehirns orientiert, erleichtert das Verständnis und die Einordnung von Informationen erheblich, sowohl für den Präsentierenden als auch für das Publikum. Anstatt wie bei der traditionellen umgekehrten Pyramide mit einer Fülle von Details zu beginnen, die erst am Ende zu einer Kernaussage führen, kehrt das Minto-Modell diesen Prozess um und präsentiert die Kerninformation zuerst. Dies erleichtert es den Zuhörern oder Lesern, den darauf folgenden Details zu folgen und sie im Kontext der Hauptbotschaft zu verstehen.

In der Praxis zeigt sich, dass der Einsatz des Pyramidenmodells nach Minto in einer Vielzahl von Kontexten effektiv ist. Insbesondere in E-Mails, Präsentationen und argumentativen Texten kann dieses Modell die Effizienz und Verständlichkeit wesentlich erhöhen. Es stellt sicher, dass die wichtigsten Punkte sofort klar sind und der Empfänger nicht erst am Ende der Kommunikation die zentralen Erkenntnisse erfassen muss. Dies spart Zeit und kognitive Anstrengung und macht die Kommunikation insgesamt effektiver.

Das Pyramidenmodell nach Minto hat auch den Vorteil, dass es von den konventionellen Strukturen abweicht, die in vielen Präsentationen und Texten zu finden sind. Indem die Kernaussagen zu Beginn genannt werden, wird das Interesse des Publikums geweckt und die Aufmerksamkeit erhöht. Dies bricht mit der Routine und macht die Präsentation oder den Text unverwechselbar und einprägsam.

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Abschließend lässt sich sagen, dass das Pyramidenmodell nach Minto eine wertvolle Methode ist, um Informationen klarer, verständlicher und einprägsamer zu machen. Es ist eine Technik, die sowohl in der schriftlichen als auch in der mündlichen Kommunikation angewendet werden kann und die Effizienz und Wirksamkeit der Informationsübermittlung erheblich steigert.

Quellen:

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